Traum? Albtraum! : Roboterautos sind zum Scheitern verdammt
Montag, 25. März 2019 Traum? Albtraum!
Roboterautos sind zum Scheitern verdammt Von Helmut Becker
Google testet seine Selbstfahrtechnik an
einem dafür umgebauten Lex
Elektromobilität und autonomes Fahren sind
die beiden automobilen Themen der näheren Zukunft. Die klassischen
Autokonzerne investieren Milliarden, IT-Riesen ebenfalls. Doch all diese
Milliarden könnten sich als rausgeworfenes Geld erweisen.
"Recht haben und recht bekommen ist
zweierlei!" Diese Volksweisheit hat all jene schier in die Verzweiflung
getrieben, die sich bislang in der Öffentlichkeit unbeirrt und vehement
gegen autonomes Fahren und Roboterautos ausgesprochen haben. Und die die
selbstfahrenden Roboterautos à la Google für eine automobile Perversion
halten. Weil dabei plötzlich der Kellner zum Koch wird. Und Autos nicht
mehr von einem richtigen Fahrer, selbstbestimmt nach dessen eigenem
Willen und Können, sondern von Computern oder im Endstadium von
Künstlicher Intelligenz gesteuert werden.
Dennoch wird in Deutschland lautstark die
Einführung des umweltschädlichen und sündhaft teuren
5G-Mikrowellen-Netzstandards gefordert, weil ohne dieses Netz autonomes
Fahren in der notwendigen Echtzeit-Datenverarbeitung nicht möglich ist.
Und das bei maximal 2 Millionen Fahrzeugen Inlandsabsatz Made in
Germany, während die restlichen 14 Millionen Autos aus deutschen
Fabriken im Ausland ohne solche Netze fahren können/müssen? Aus
ökonomischer Sicht rausgeworfenes Geld für eine Technologie, die die
Menschheit außerhalb von Fabriktoren und Sonderanwendungen so wenig
braucht wie ehemals die Concorde oder die zwanzigste Sorte Senf. Und die
nach Meinung von Gesundheitsexperten vermutlich sogar erheblich schadet.
Trügerische Sicherheit
Wie pflegt ein Freund zu einem solchen
widersinnigen Verhalten von Politik und Autoindustrie in Sachen
Roboterautos stets zu sagen: "Oh Herr, schmeiß Hirn ...!" Denn das wäre
dringend notwendig. Inzwischen zeigt sich immer deutlicher, dass der
Traum von Google und Co vom fahrerlosen Auto so nicht zu verwirklichen
ist. Roboterautos sollen das Fahren angeblich sicherer machen. Das
Gegenteil ist der Fall!
Autobranche im Umbruch - eine Chance für
Anleger
Die technischen Schwierigkeiten, den Menschen
am Volant teilweise oder vollständig in seiner sensorischen Komplexität
durch GPS, Ultraschall, Kameras, Laser oder Radar zu ersetzen, erweist
sich mit zunehmenden Unfallzahlen selbst bei simplen US-amerikanischen
Verkehrsverhältnissen als Illusion. Was in Folge dazu führt, dass die
Zulassungsbehörden selbst in den USA aus guten Gründen den Roboterautos
die Fahrerlaubnis verweigern. Und Tesla & Co auf leisen Pneus den
Rückzug antreten. Nur die deutschen Premium-Hersteller als Erfinder des
Automobils nicht - verrückte Welt. Im Gegenteil, die wollen sogar in
Kooperation in diese Technik-Sackgasse brausen!
Die Schwächen der Roboterautos von heute und
in der Zukunft stellen sich, auf eine Kurzformel gebracht, wie folgt
dar:
ihre Erkennungstechnik funktioniert selbst in
metrologischen Schönwettergebieten nicht fehlerfrei; starker Regen,
Nebel, Schneefall, wie in unseren Breiten nicht ganz unüblich, lässt sie
vollends "erblinden";
Glatteis sowie unbekannte Objekte auf der
Straße (Kartons, Handwerkerutensilien et cetera) werden nicht erkannt;
sie sind bei engen Straßen, vielen Fußgängern
und Zebrastreifen sowie anderen Hindernisse am Straßenrand überfordert;
strikte Geschwindigkeitsbegrenzung wie auf
US-Highways unabdingbar; bei uns also vor allem auf Bundesautobahnen
Tempo 130. Selbst das wäre nach Aussagen von Experten bereits
grenzwertige Höchstgeschwindigkeit.
Mensch statt Maschine
Daten für neue Modellfamilie
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Es sind hauptsächlich zwei gewichtige Gründe,
die den Traum vom selbstfahrenden Auto bei den IT-Konzernen jäh platzen
ließen:
Zum einen, wie dargelegt, ist der Autoroboter
unfähig - und wird es bleiben -, die kognitiven Fähigkeiten des Menschen
als autofahrendes Individuum in seiner Gesamtheit abzubilden. Dafür
müsste der genormte Mensch als Autofahrer her; in Shenzhen in China
arbeitet man daran.
Zum andern die unausrottbaren Mängel in
Qualität und Zuverlässigkeit der Automobil-, Elektronik und IT-Technik.
Wer je in der Autoindustrie gearbeitet hat,
weiß aus eigener Erfahrung: Eine automobile Null-Fehler-Qualität gibt es
nicht - und wird es auch nie geben. Auch wenn ein Roboterauto
sinnvollerweise keinen Airbag braucht, die jährlichen millionenfachen
Automobilrückrufe wegen Qualitäts- und technischer Sicherheitsmängel
legen Zeugnis von der Unverlässlichkeit der Technik ab. Nach
Berechnungen des CAM (Center of Automotive Management in Bergisch
Gladbach) wurden 2017 allein auf dem Referenzmarkt USA über 25,5
Millionen Pkw wegen Sicherheitsproblemen zurückgerufen (2016: 51,1
Millionen). Und in Deutschland hat das Kraftfahrzeugbundesamt nach
jüngsten Meldungen 2018 wegen Sicherheitsmängeln 3,7 Millionen Autos in
die Werkstätten zurückbeordert. Mehr Rückrufe als Neuzulassungen!
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Erste Robo-Taxis chauffieren Kunden
Und da sollen Roboterautos sicherer sein? Wo
zu den üblichen Fehlerquellen in der mechanischen Automobiltechnik noch
Fehler in der Steuer-Elektronik, Sensorik et cetera dazukommen? Wer das
glaubt, wird selig - und zwar schneller, als ihm lieb ist! Eine
100-prozentige Fehlerfreiheit bei technischen Geräten gibt es nicht. Das
weiß jeder. Von daher sind all jene tollkühnen Menschen zu bewundern,
die sich in Zukunft nach Meinung der Erfinder Drohnen als
innerstädtischem Transportmittel zur Stauumgehung anvertrauen sollen.
Absolute Sicherheit ist eine Utopie
Und die Moral von der Geschicht'? Ein
sicheres Auto gibt es nicht! Selbstfahrende Autos erlauben weder
unfallfreies Fahren noch erhöhen sie den Fahrkomfort. Der Straßenverkehr
wird unsicherer, weil das Korrektiv eines Autolenkers ausbleibt. Es geht
ja nicht nur um die eigene Sicherheit, sondern auch um die der anderen.
Und der Komfort nimmt ab, nicht zu! Denn anders als heute bei den
heutigen Normal-Autos muss der unentwegt auf höchstem Niveau wachsam und
händisch zum Eingriff bereit sein. Von wegen dösen, telefonieren oder
mit der Beifahrerin flirten! Ohne Hände am Steuer bleibt das Auto im
Grenzfall mitten auf der Straße stehen, der Verkehr bricht zusammen.
Die vielgepriesene Verkehrssicherheit wird
mit Roboterautos also eher vermindert, solange die stinknormale
Automobiltechnik unausrottbare Qualitätsmängel haben wird. Und solange
die hochkomplizierte, aber unabdingbare Sensor- und Steuertechnik im
Autoroboter zum einen störanfällig, zum anderen aufgrund der Straßen-und
Wetterverhältnisse "blind" ist. Hinzu kommt als Voraussetzung, dass zur
Verarbeitung einer unglaublichen hohen Geschwindigkeit und Datenvolumens
in Echtzeit milliardenschwere Investitionen in die
Netzwerk-Infrastruktur zum Aufbau des 5G Netzes notwendig sind.
Die Politik wäre schlecht beraten, dieses
Geld nicht in alternative (Verkehrs-)Projekte mit höherem volks- und
gesellschaftlichen Ertrag zu investieren - wie in den Ausbau und die
Sanierung des Straßen- und maroden Schienennetzes. Sie sollte der Lobby
nicht nachgeben! Die Autoindustrie wäre wiederum gut beraten, ihre
Kooperations-Milliarden lieber in die Entwicklung noch sauberer
Verbrennungsmotoren und synthetischer Treibstoffe zu stecken.
Autor: Helmut Becker schreibt für n-tv.de
eine monatliche Kolumne rund um den Automarkt. Becker war 24 Jahre als
Chefvolkswirt bei BMW tätig und leitet das "Institut für
Wirtschaftsanalyse und Kommunikation (IWK)". Er berät Unternehmen in
automobilspezifischen Fragen.
Quelle: n-tv.de
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Roboterautos-sind-zum-Scheitern-verdammt-article20915349htmll