Schlachtfeld der Zukunft Bundeswehr rüstet sich
für Cyber-Krieg im Cyber-Raum
Sonntag, 02. April 2017
Schlachtfeld der Zukunft Bundeswehr rüstet sich für Cyber-Krieg
ImageZehntausende Hacker-Attacken auf die Bundeswehr allein in diesem
Jahr: Die Gefahr durch Cyberangriffe wächst. Die Truppe reagiert nun mit
einer neuen Teilstreitkraft. Dabei übt sie bereits seit vielen Jahren
selbst Cyber-Attacken.
Die Szenarien sind düster: Saboteure legen Krankenhäuser und Stromnetze
lahm. Hacker greifen die Steuerungseinheiten von Atomkraftwerken an.
Terroristen schleusen Viren in die Netzwerke von Sicherheitsbehörden
ein. Attentäter zerstören die digitale Infrastruktur und schicken die
Bundesrepublik zurück in die Steinzeit. Auch wenn Horror-Szenarien vom
Cyberkrieg bislang vor allem über Filmleinwände spuken: Die digitale
Bedrohung ist längst real.
Das Verteidigungsministerium warnt: "Cyber-Angriffe auf Staaten und
deren kritische Infrastrukturen sind schon lange keine Fiktion mehr,
sondern Realität." Ministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat das
Internet zum Schlachtfeld der Zukunft erklärt. Die Bundeswehr stellt
deshalb kommende Woche eine Art neue Teilstreitkraft in den Dienst.
Neben Heer, Marine und Luftwaffe wird eine neue Organisationseinheit mit
13.500 Soldaten und zivilen Mitarbeiter aufgebaut.
Denn Angriffe drohen längst nicht mehr nur über Wasser, Land oder aus
der Luft. Die IT-Soldaten sollen ein marineblaues Barett tragen. Der
Begriff Cyber-Armee weckt aber falsche Vorstellungen. Mehr als 20.000
Soldaten und Zivilisten beschäftigen sich bereits in Dutzenden Referaten
und Dienststellen mit dem Thema. Bisher sind sie aber in vielen
unterschiedlichen Abteilungen untergebracht. Die vorhandenen Fähigkeiten
werden nun gebündelt. "Die zersplitterten Strukturen werden jetzt
zusammengeführt", sagt ein Sprecher des Ministeriums. Sie sollen künftig
Waffensysteme und Computernetze der Bundeswehr schützen.
Allein in den ersten neun Wochen des Jahres zählte die Behörde 284.000
Cyber-Attacken auf die Rechner der Streitkräfte. Bei der Cyber-Abwehr
hinkt Deutschland den USA, China und Russland hinterher. "Wir müssen
viel mehr tun, um unsere Systeme zu schützen", sagt der
SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold.
Sicherheit im Cyberraum verteidigen
Einst lautete die Devise, die deutsche Freiheit am Hindukusch zu
verteidigen. "Künftig wird die Sicherheit Deutschlands auch im Cyber-
und Informationsraum zu verteidigen sein", heißt es nun im Ministerium.
Der Schwerpunkt soll zwar auf Verteidigung liegen. Die Cyber-Truppe soll
aber auch zu Angriffen in der Lage sein. Darüber wird aber kaum geredet.
Die Bundeswehr übt bereits seit vielen Jahren Cyber-Attacken in einer
kleinen, geheim agierenden Einheit in Rheinbach bei Bonn.
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Der offensive Cyberkrieg wirft Fragen auf. Grünen-Verteidigungsexpertin
Agnieszka Brugger sieht darin "erhebliche Gefahren und ein großes
Eskalationspotenzial". "Zudem bleibt Frau von der Leyen bisher auch
gefährlich vage, wo die Grenzen solcher Einsätze liegen sollen." Das
Eindringen ins Datennetz eines Gegners müsste - wie Einsätze mit Jets,
Schiffen und Panzern - vom Bundestag genehmigt werden. "Der Einsatz der
Bundeswehr im Cyberraum unterliegt denselben rechtlichen Voraussetzungen
wie jeder andere Einsatz deutscher Streitkräfte", schreibt das
Ministerium. Die parlamentarische Kontrolle bedarf noch der Klärung,
sagt auch Arnold.
Für den Krieg der Zukunft muss die Bundeswehr aber erstmal die Reihen
der Informatiker-Armee füllen. Allein in diesem Jahr sucht die Truppe
rund 1000 IT-Soldaten und 800 IT-Administratoren. Die Bundeswehr
konkurriert mit der freien Wirtschaft um Experten. Für eine
"Cyber-Reserve" sollen ungediente Freiwillige und Seiteneinsteiger
gewonnen werden. Die Besoldung müsse wettbewerbsfähig gemacht werden,
fordert Arnold. Gerade weil aber die Konkurrenz in dem Bereich so groß
ist, will die Truppe selbst IT-Fachkräfte ausbilden. In München etwa
entsteht an der Bundeswehr-Uni ein Cyber-Forschungszentrum und ein
Master-Studiengang.
Quelle: n-tv.de , Nico Pointner, dpa