"Bundesheer setzt auf offensive Cyberwaffen"
Bundesheer setzt auf offensive Cyberwaffen
Markus Sulzbacher18. Oktober 2016, 07:58
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Der Chef des Abwehramts rechnet mit
großflächigen Angriffen: "Jede Verteidigung braucht eine offensive
Komponente"
Es kommt nicht jeden Tag vor, dass der Leiter
eines österreichischen Geheimdienstes an einer TV-Talkshow teilnimmt. Am
vergangenen Donnerstagabend setzte sich Brigadier Rudolf Striedinger,
Chef des Abwehramtes des Bundesheeres, in die Gesprächsrunde "Talk im
Hangar-7" des Senders Servus TV. Das Thema: Cybersicherheit – ein
Gebiet, in dem auch der Inlandsnachrichtendienst tätig ist. Mit dem
Auftritt wollte er "Bewusstsein schaffen", so Striedinger zum STANDARD.
"Verheerende Auswirkungen, bis hin zu Toten"
Denn großflächige Angriffe auf kritische
Infrastrukturen, wie Energiedienstleister oder auf Finanzsysteme, seien
nur mehr eine Frage der Zeit. Diese Angriffe könnten etwa zu einem
Blackout, einem mehrtägigen Stromausfall, führen. Und Striedinger geht
davon aus, dass solchen Notsituationen auch "verheerende Auswirkungen,
bis hin zu Toten" haben werden.
Offensive Komponente
Tatsächlich ist das Blackoutszenario nicht
weit hergeholt. 2015 wurde ein Stromkraftwerk in der Ukraine erfolgreich
gehackt und die Angreifer konnten Teile der Anlage übernehmen.
Schlagzeilen machte dieses Jahr auch eine Attacke auf A1, die für
längere Ausfälle des Mobilfunknetzes sorgte. Um derartige Angriffe
wirksam zu bekämpfen, bauen Striedinger und sein Team gerade ein
Cyber-Defense-Center auf. Dieses soll auch über offensive Waffen zur
Kriegsführung im Netz verfügen.
"Jede Verteidigung braucht eine offensive
Komponente. Das ist in der realen Welt so und das ist auch in der
Cyberwelt so", sagt Striedinger. Wie das Heer zu solchen digitalen
Waffen kommt, wird derzeit noch intern beredet. "Es geht darum, dass das
Heer solche Fähigkeiten hat, wie sie andere Staaten und Terroristen
bereits haben."
Cyberwaffen der NSA im Netz
Was man mit offensiven Software alle anstellen
kann, zeigte sich erst vor wenigen Monaten. Im Netz tauchten Programme
der US-amerikanischen National Security Agency (NSA) auf, mit deren
Hilfe man Firewalls des US-Herstellers Cisco einfach umgehen und sich
Zugriff auf IT-Netze verschaffen kann. Damit ist Sabotage oder das
Ausspionieren von Firmen, Krankenhäuser oder Behörden ein Kinderspiel.
Brisant dabei: Cisco beliefert nicht nur heimische Banken oder
Ministerien, sondern auch dasBundesheer.
Obwohl Bundesheer und NSA seit Jahrzehnten
zusammenarbeiten, weiß man seit den Enthüllungen von Edward Snowden,
dass "Spionage unter Freunden" durchaus üblich ist. So kam im vergangen
Jahr ans Licht, dass die NSA, gemeinsam mit deutschen
Bundesnachrichtendienst (BND), österreichische Firmen und das
Innenministerium elektronisch ausspioniert. Das Bundesheer arbeitet
weiterhin mit der NSA zusammen, obwohl die zuständige Staatsanwaltschaft
Wien gegen den US-Geheimdienst ermittelte und das Justizministerium
derzeit Maßnahmen gegen den Geheimdienst überlegt.
Übungen mit der NATO
"Cyber-Defense" wurde in den letzten Jahren
ein Thema beim Bundesheer, da die Zahl von Cyberangriffen ständig
zunehme. "Wir haben feststellen müssen, dass jedes Jahr die Bedrohung
aus dem Cyberraum deutlich steigt" , sagte Striedinger. Im Budget für
das Jahr 2017 hat die Regierung bereits ein Millionenbetrag für die
Abwehr von Angriffen über Telekomnetzen vorgesehen.
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foto: bundesheer/push
Das Bundesheer sucht in den kommen Jahren
IT-Experten. Dafür veranstaltet man sogenannte Security Challenges.
Auch sucht man verstärkt IT-Experten.
Insgesamt sollen in den kommenden Jahren 250 Cyberkrieger aufgenommen
werden. Gleichzeitig übt das Herr die elektronische Kriegsführung. Dafür
nimmt man seit Jahren an Cybermanövern der Nato – in deren Einrichtungen
– teil. Wie eng diese Kooperation ist, zeigte sich vergangene Woche auf
der IT-Sicherheitstagung des Bundesheeres in St. Johann im Pongau. Dort
referierten hochrangige Nato-Offiziere über die täglichen
Internetangriffe auf das Militärbündnis oder den russisch-ukrainischen
Krieg im Netz. (Markus Sulzbacher, 18.10. 2016)
Link
Talk im Hangar-7
Bundesheer
Nachlese
IT-Experten des Bundesheeres finden kritische
Lücke in Microsoft Office
BND, NSA und Bundesheer: Enge Verwanzte
NSA- und BND-Spionage in Österreich: Bisher
keinerlei Aufklärung
http://derstandard.at/2000045893224/Bundesheer-setzt-auf-offensive-Cyberwaffen
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