Summender Todbringer: Wie und womit man Drohnen abschießen kann
Die Menschheit macht sich erst seit kurzem Gedanken über die Schaffung
effektiver Mittel zur Bekämpfung der von Drohnen ausgehenden Bedrohung.
In diesem Artikel von Wadim Saranow erfahren Sie mehr darüber, welche
Systeme zur Drohnen-Bekämpfung bereits entwickelt wurden und welche in
Zukunft eine Rolle spielen könnten.
Abfangdrohnen, Laser, Mikrowellenkanonen, funkelektronische Gewehre –
Konstrukteure auf der ganzen Welt haben aktiv mit der Entwicklung von
Mitteln zur Bekämpfung von Drohnen begonnen. Wie die jüngsten Ereignisse
in Syrien zeigten, können Drohnen demnächst als Hauptwaffe der
Terroristen dienen.
Funkelektronische Bekämpfungsmittel: billig und effektiv
Der amerikanische Drohnen-Experte Samuel Bendett rief in einem Interview
mit der Zeitung „The National Interest“ Washington dazu auf, die
russischen Erfahrungen zu nutzen. Dem Experten zufolge sind
funkelektronische Bekämpfungsmittel, die Russland bei der Verteidigung
seiner Militärobjekte in Syrien nutzt, eine effektive und billige
Methode zum Schutz vor Drohnen von Terroristen.
US-Magazin lobt russischen Fla-Raketen-Komplex „Panzir-S“
Das russische Verteidigungsministerium legt keine Informationen offen,
welche funkelektronischen Bekämpfungsmittel in Syrien genau eingesetzt
wurden. Allerdings ist bekannt, dass eine Drohne mit einer ganzen
Palette von funkelektronischen Bekämpfungsmitteln neutralisiert werden
kann. Es geht unter anderem um die Störung der GPS-Signale, nach denen
Drohnen in Syrien auf ihre Ziele gelenkt wurden. Anlagen dafür werden in
Russland seit mehr als zehn Jahren hergestellt.
Zu den auffallendsten Bekämpfungsmitteln dieses Typs gehört der Komplex
Schipownik-Aero. Neben der Störung von Satellitennavigationssignalen
kann dieses auf KAMAZ-Fahrwerken verbaute Gerät Signale zur Steuerung
von Drohnen unterdrücken und bei Bedarf sogar die Steuerungsbefehle
korrigieren. 2016 wurde mitgeteilt, dass das System auf Übungsplätzen
des Verteidigungsministeriums getestet wird.
Einer der Drohnen, der beim Angriff in Syrien genutzt wurde (Archiv)
Zu den radikalsten Methoden der funkelektronischen Bekämpfung der
Drohnen gehört die Unterdrückung der elektronischen Bordanlagen mit
leistungsstarker Mikrowellenstrahlung, die elektronische Platten
buchstäblich ausbrennt. Die Staatskorporation Rostec berichtete 2015
über erfolgreiche Tests von Anlagen für Flugabwehrsysteme dieses Typs
mit einer Reichweite von mehr als zehn Kilometern. Es ist nicht
ausgeschlossen, dass solche Mikrowellenkanonen auch in Syrien eingesetzt
wurden, wo dieser Tage Dutzende neue Waffen geprüft werden.
„Eine neue Tendenz auf dem Markt ist das Auftauchen mobiler Systeme der
funkelektronischen Bekämpfung, der sogenannten Anti-Drohnen-Gewehre“,
sagte der Drohnenexperte Denis Fedutinow. „Die Arbeiten in dieser
Richtung erfolgen in verschiedenen Ländern der Welt, auch in Russland.
Auf der Armeemesse 2017 wurden drei solche russische Systeme präsentiert
– ‚Saslon‘ vom Konstruktionsbüro ‚Aerostat‘, ‚Stupor‘ von der Firma
‚Lokazionnaja Masterskaja‘ und REX 1 von der Firma ZALA des
Kalaschnikow-Konzerns“, sagte der Experte.
Nach Angriff in Syrien: „Kommerziell erhältliche“ Drohnen vs. russische
Fla-Systeme
Das Gewehr REX 1 kann den Entwicklern zufolge neben der Aufstellung von
Störungen auch Signale der Satellitennavigation unterdrücken. Allerdings
würden solche kleinen Mittel kaum bei einem massiven Angriff von
Kampfdrohnen helfen. Der Wirkungsbereich solcher Gewehre ist auf die
direkte Sichtweite des Ziels beschränkt. Ein weiterer Nachteil ist die
geringe Geschwindigkeit. Die Bekämpfung einer Drohne auf diesem Wege
kann einige Minuten in Anspruch nehmen. Allerdings erörterte das
Pentagon 2016 die mögliche Bewaffnung seiner Soldaten im Irak mit
Gewehren des Typs „Drone Defender“ von Battelle aus US-Produktion.
Anti-Drohnen-Waffe des Kalaschnikow-Konzerns (Archiv)
„Ein ernsthaftes System dieses Typs, das ebenfalls in Russland
entwickelt wurde, ist ‚Kupol‘“, sagte Fedutinow. Dieses System
gewährleistet Entwicklern zufolge Tag und Nacht und unter jeglichen
Wetterverhältnissen die Ortung, Klassifikation und radioelektronische
Bekämpfung der Verbindungskanäle von Drohnen.
Laser und Abfang-Falken
Weltweit werden aktiv Mittel entwickelt, die Drohnen mit kinetischer
Wirkung vernichten können. So schlägt der Rüstungskonzern Almas-Antej
vor, Drohnen mit Mehrlade-Lotbüchsen und Drohnen-Jägern abzuschießen.
Wie es im Konzern hieß, wurden solche Waffen 2017 erfolgreich getestet.
In den USA werden für den Kampf gegen Drohnen Spitzentechnologien
genutzt. Im September 2017 wurden auf dem Gelände White Sands im
Bundesstaat New Mexico von einer Laseranlage ATHENA fünf Drohnen
abgeschossen. Die Kapazität der Laseranlage machte nur 30 Kilowatt aus.
Solche kleinen Laseranlagen werden auch in China getestet.
Unter den Anti-Drohnen-Waffen sind auch exotische Modelle zu finden. So
wurden bereits Systeme ausprobiert, die kleine Drohnen mit Netzen
abfangen. Die Fallen schleppen entweder die Drohnen, oder es werden
Netze aus speziellen Anlagen abgefeuert. Die wohl ungewöhnlichste
Methode wurde vor kurzem in den Niederlanden getestet: Dort beteiligten
sich Vögel an der Drohnenbekämpfung – Falken fingen erfolgreich
Quadrocopter ab und brachten sie dann zum Stützpunkt.
„Zusammen mit der Vervollkommnung der Drohnen und ihrer
Verwendungstaktik werden auch die Mittel zu ihrer Bekämpfung
vervollkommnet“, meint Fedutinow. „Anscheinend werden zunächst die
bereits vorhandenen Mittel genutzt, deren Möglichkeiten von russischen
Militärs bereits erfolgreich bei der Abwehr des Drohnenangriffs auf den
Stützpunkt Hmeimim genutzt wurden. Doch allmählich werden neue Systeme
entstehen, die integrierte Ortungsanlagen, die im sichtbaren und
Wärmebereich arbeiten, passive und aktive Radaranlagen und sogar
akustische Sensoren umfassen.“
Erste Division modernster Tor-Luftabwehrraketen wird 2018 in der Arktis
stationiert
Maßnahmen zur Bekämpfung von Drohnen werden nicht nur auf der
technologischen, sondern auch auf der Gesetzesebene getroffen. In den
USA müssen seit kurzem alle Drohnen mit dem Gewicht von 0.55 bis 55
Pfund registriert werden. Ähnliche Normen gibt es auch in Russland –
seit Juli 2017 müssen alle Geräte mit einem Gewicht von mehr als 0,25 kg
registriert werden. Allerdings ist dieses Verfahren noch nicht
festgeschrieben. Experten zufolge würden allein Einschränkungsmaßnahmen
die Terrorgefahr kaum minimieren.
„In der Welt entwickeln sich zahlreiche Technologien, die sowohl für
gute, als auch für böse Ziele angewendet werden können“, sagte der
Generaldirektor der Assoziation für Betreiber und Entwickler von
Drohnen, Gleb Babinzew. Deswegen sei es absolut falsch, vom Verbot oder
der strikten Einschränkung des Drohneneinsatzes als von einer effektiven
Methode zum Schutz vor dieser Bedrohung zu sprechen.
Jede Blockierung werde dazu führen, dass der ohnehin zurückbleibende
russische Drohnenmarkt einfriert, Kinder aus Workshops aussteigen und
Ingenieure verloren gehen. Die Terroristen aber werden auf die
Implementierung neuer Technologien nicht verzichten. Jetzt sei es
wichtig, sich auf den Schutz der Objekte zu konzentrieren, Technologien
aufmerksam zu verfolgen und sich über eine effektive Bekämpfung Gedanken
zu machen.
Experten sind sich darin einig, dass jede Strategie zur Bekämpfung des
Drohnenterrors nicht einseitig, sondern umfassend sein und alle Aspekte
dieses Problems berücksichtigen soll. Andernfalls gingen die dafür
ausgegebenen Finanzmittel einfach verloren.
Taboola
https://de.sputniknews.com/technik/20180123319201242-drohnen-muttel-bekaempfung-systeme-syrien-kalaschnikow-gewehre/ndhp