Situationsüberblick
Nach Einschätzungen von Kaspersky Lab wurden in
den Jahren von 2012 bis 2015 von den Strafverfolgungsbehörden verschiedener
Länder (die USA, Russland, Weißrussland, die Ukraine und Länder der
Europäischen Union eingeschlossen) mehr als 160 russischsprachige
Cyberkriminelle festgenommen, die Mitglieder in kleinen, mittleren oder
großen Verbrecherbanden waren, welche auf den Diebstahl von Geldern rund um
den Globus mit Hilfe von Malware spezialisiert sind. Die von ihnen
verursachten Gesamtschäden belaufen sich auf über 790 Millionen US-Dollar.
(Diese Einschätzung basiert auf einer Analyse öffentlich verfügbarer
Informationen über die Verhaftungen von Personen, die verdächtigt werden,
zwischen 2012 und 2015 ein Finanz-Cyberverbrechen begangen zu haben, sowie
auf eigenen Daten von Kaspersky Lab). Ein Anteil von ungefähr 509 Millionen
US-Dollar an der Gesamtsumme wurde von den Gangstern außerhalb der Grenzen
der ehemaligen Sowjetunion gestohlen. Diese Zahl beruht selbstverständlich
nur auf den bestätigten Verlusten, über die die Strafverfolgungsbehörden im
Rahmen ihrer Ermittlungen Kenntnis erhielten. Tatsächlich haben die
Cyberkriminellen vermutlich wesentlich höhere Summen gestohlen.
https://kasperskycontenthub.com/securelist-germany/files/2015/11/cybercrime_underground_de_1.png
Schwankungen in der öffentlich bekannt gemachten
Zahl der Verhaftungen russischsprachiger Cyberkrimineller, in der Zeit von
2012 bis 2015
Eine weitere Größe, mit der sich das Ausmaß des
Problems mit der russischsprachigen Cyberkriminalität besser beurteilen
lässt, ist die Zahl der Personen, die aufgrund von Cybercrime-Paragraphen in
den letzten Jahren verurteilt wurden. So wurden allein in Russland zwischen
2013 und dem ersten Halbjahr 2015 insgesamt 459 Angeklagte gemäß den
Artikeln 272 (unerlaubter Zugriff auf Computerdaten) und 273 (Entwicklung
und Verbreitung von Schadsoftware) des Strafgesetzbuches der Russischen
Föderation verurteilt. Nur 21 Verbrecher wurden mit einer Freiheitsstrafe
belegt. Der Unterschied zwischen der Zahl der Inhaftierten und der
Verurteilten könnte daran liegen, dass die Medien nicht unbedingt über jede
einzelne Festnahme berichten. Außerdem folgen auf eine spektakuläre
Verhaftung eines Bandenchefs nicht selten die Festnahmen anderer
Bandenmitglieder, und das hat zur Folge, dass die Zahl der Verurteilten die
der ursprünglich bekannt gegebenen Verhaftungen deutlich übersteigt.
Seit dem Jahr 2013 waren die Mitarbeiter des
Computer Incidents Investigation Departments (CIID) von Kaspersky Lab an den
Ermittlungen von über 330 die Cybersicherheit betreffenden Vorfällen
beteiligt. Mehr als 95 Prozent dieser Vorfälle hängen mit dem Diebstahl von
Geld und Finanzinformationen zusammen.
Obwohl die Zahl der Festnahmen russischsprachiger
Verbrecher in Fällen, die mit Online-Finanzkriminalität in Verbindung
stehen, im Jahr 2015 gegenüber dem Vorjahr deutlich gestiegen ist, ist der
Cybercrime-Markt noch immer stark “bevölkert”. Nach Einschätzung von
Kaspersky Lab waren in den letzten drei Jahren bis zu tausend Menschen in
das russischsprachige Cybercrime-Milieu verstrickt. Damit sind all die
Personen gemeint, die am Aufbau der Infrastruktur sowie an der
Programmierung und Verbreitung von auf Gelddiebstahl spezialisierter
Schadsoftware beteiligt waren, die direkt Geld gestohlen oder das gestohlene
Geld flüssig gemacht haben. Ein großer Teil der Verbrecher ist bis heute auf
freiem Fuß.