Hochfrequenzhandel:
So arbeiten Blitzhändler
Sie handeln in Sekundenschnelle und werden für Marktverwerfungen
verantwortlich gemacht. Jetzt will die Koalition in Berlin auf eigene
Faust gegen Blitzhändler vorgehen. FTD.de erklärt, wie
Hochfrequenzhandel funktioniert und was er an den Börsen anrichtet. von
Isabel Gomez
Was ist Algotrading, was ist Hochfrequenzhandel?
Auch wenn beide Begriffe oft synonym verwendet werden:
Hochfrequenzhandel ist eine Spielart des Algotradings, oder
automatisierten Handels. Algotrading wird von fast allen
institutionellen Investoren durchgeführt, auf der Käuferseite etwa von
Pensionsfonds. Das Ziel: Mithilfe von Computerprogrammen sollen große
Handelsaufträge in kleine Tranchen unterteilt werden, um zum einen die
Auswirkungen auf die Kurse in Grenzen zu halten und zum anderen, um
Risiken, die mit großen Aufträgen verbunden sind, zu minimieren. Auf der
Verkäuferseite stellen beispielsweise Market Maker und manche Hedgefonds
dem Markt über mit Algorithmen programmierte Computer Liquidität zur
Verfügung. Das geschieht, indem sie automatisch Handelsaufträge
erstellen und ausführen.
·
Beim Hochfrequenzhandel (High Frequency Trading; HFT) wird mit
ausgefeilteren Algorithmen gearbeitet. Die Programme empfangen
Informationen auf elektronischem Weg, etwa von Nachrichtenagenturen oder
Datendienstleistern, und handeln auf Basis dieser Informationen, bevor
Händler mit weniger technischer Unterstützung die Infos überhaupt
verarbeiten können.
Algotrading kann in so gut wie jeder Investitionsstrategie verwendet
werden, unter anderem von Market Makern um die Börsen zu stützen und für
einen flüssigen Handel zu sorgen. HFT wird dagegen kritischer gesehen –
die meisten im Hochfrequenzhandel tätigen Unternehmen handeln mit
eigenem Kapital, der Marktführer Getco etwa. Daher, so Kritiker sei
anzunehmen, dass diese Händler überwiegend als Spekulanten unterwegs
sind und dem Markt mehr schaden als nützen.
Experten gehen davon aus, dass die schnellen Computer in den USA für
rund 70 Prozent des Handels mit Aktien verantwortlich sind, in Europa
sollen es etwa 40 Prozent sein - Tendenz steigend. Laut einer Studie
über den Flash Crash von 2010, als der New Yorker Dow-Jones-Index
innerhalb weniger Minuten 1000 Punkte verlor und anschließend wieder
gewann, halten die meisten Hochfrequenzsysteme keine Position länger als
zehn Sekunden. Die Dauer einer Auftragsübermittlung wird in
Millisekunden gemessen, einige Handelplattformen in den USA sind
Branchenkennern zufolge bereits in der Lage, die Aufträge in
Nanosekunden durchzuführen. Um einmal zu blinzeln, braucht der Mensch
etwa 300 bis 400 Millisekunden.