Künstliche
Intelligenz im Visier russischer Forscher: „Neue, gemischte Welt“
© Sputnik/ Walerij Melnikow
Technik 07.09.2017(aktualisiert 18:13
07.09.2017)
Russische Wissenschaftler sehen eine Ära
denk- und entscheidungsfähiger Maschinen näher rücken – und arbeiten
selbst an künstlicher Intelligenz. Auch nach Ansicht von Präsident
Wladimir Putin ist dieser Forschungsbereich kaum zu überschätzen.
Olga Uskowa, Präsidentin des russischen
Software-Unternehmens Cognitive Technologies, schreibt in einem
Gastbeitrag für die Tageszeitung „Iswestija“, die Bevölkerung der
Industrie- und Schwellenländer habe sich an ein bestimmtes Komfortniveau
gewöhnt, das eine partielle oder vollständige Automatisierung
voraussetze. Der Verbraucher wolle aber mehr:
„Um eine weitere Automatisierung zu
erreichen, sollen die Softwares über den Rahmen determinierter Aufgaben
hinausgehen, d.h. richtige Entscheidungen selbst treffen.“
Ein Beispiel für eine solche Aufgabe sei etwa
die Personenbeförderung mit Hürden unterwegs. Eine erfolgreiche Lösung
sei nur möglich, wenn sich eine riesige Datenmenge anhäufe:
„Mittlerweile werden genug Daten weltweit
gespeichert, um einem Programm ein Lernen und eine Mneme zu ermöglichen,
aber auch, was am wichtigsten ist, eine Entscheidungsfähigkeit.“
An Stelle der IT-Branche tritt nun die
sogenannte Robotics Technology laut Uskowa allmählich in den
Vordergrund: „Die Unersetzlichkeit von Robotern in Bereichen wie
Medizin, Raumfahrt, Sicherheit, Minenentschärfung, Kinder- und
Alterspflege wurde seit einem Jahrzehnt offensichtlich.“
Es sei sehr wichtig, den Zeitpunkt der
Herausbildung einer künftigen Gesellschaft nicht zu verpassen, die
in einer „neuen, gemischten Welt“ mit denkfähigen Maschinen leben werde.
Es sei unbedingt nötig, einen ethischen und moralischen Kodex für diese
Welt zu formulieren: „Wenn wir das nicht jetzt tun, besteht ja die
Gefahr, dass die Roboter-Technologien dies für uns tun werden.“
Witali Dunin-Barkowski, Experte des auf IT-
und EDV-Probleme spezialisierten Forschungsinstituts für Systemstudien
der Russischen Akademie der Wissenschaften, sagte der Onlinezeitung
vz.ru: „Die Entwicklung der künstlichen Intelligenz wird mit dem Start
des ersten Satelliten und dem ersten bemannten Raumflug vergleichbar
sein.“
„Derzeit weiß niemand, wann die Welt dies
erreichen könnte. Vielleicht verfügt jemand schon über künstliche
Intelligenz, versteckt sie aber. Vielleicht kommt sie erst in 100 Jahren
zustande, vielleicht aber auch morgen“, so der Forscher.
In Russland werde seit Juni 2017 am Projekt
iPavlov gearbeitet, um eine neuromorphe künstliche Intelligenz zustande
zu bringen: „Formell zielt das Projekt darauf ab, die Möglichkeiten von
Computersystemen bei der Kommunikation mit dem Menschen in einer
natürlichen Sprache zu erhöhen. Dieses Ergebnis ist garantiert – doch es
gibt Gründe zu vermuten, dass im Laufe der Arbeit ein System entstehen
wird, das den hohen Standards der menschlichen Intelligenz entsprechen
und diese womöglich übertreffen könnte. Es ist nicht auszuschließen,
dass Russland als erstes Land dies erreichen wird.“
Der russische Präsident Wladimir Putin hatte
kürzlich gesagt, künstliche Intelligenz bedeute „kolossale
Möglichkeiten“. Russland müsse auf diesem Gebiet arbeiten, um nicht „am
Ende der Warteschlange“ zu landen.
https://de.sputniknews.com/technik/20170907317351343-kuenstliche-intelligenz-im-visier-russischer-forscher/