EU-Supercomputer soll Dominanz von China und USA brechen
EU-Supercomputer soll Dominanz von China und USA brechen
10. Mai 2017, 15:54
Eine Trillion Rechenoperationen pro Sekunde angestrebt – Kommission
setzt beim Thema "Digitales" auf mehr Tempo
Europa soll möglichst schnell einen modernen Supercomputer bekommen. Die
EU-Kommission will bis Ende des Jahres einen Vorschlag vorlegen, wie der
Aufbau einer sogenannten Höchstleistungsrecheninfrastruktur in Auftrag
gegeben werden könnte. Sie soll in der Lage sein, mindestens eine
Trillion (10 hoch 18) Rechenoperationen pro Sekunde auszuführen.
Nach Angaben der Brüsseler Behörde würde der neue Supercomputer in der
Lage sein, in Echtzeit riesige Datenmengen zu verarbeiten. Dies könnte
es ermöglichen, die Strom- und Wasserversorgung effizienter zu machen
oder die Vorhersage von Erdbeben zu verbessern. Im Bereich der Medizin
helfen Supercomputer bereits heute, schneller Diagnosen zu stellen und
die Wirkung neuer Arzneimittel zu simulieren.
Abhängigkeit von China und USA soll verringert werden
Nach Einschätzung des zuständigen EU-Kommissars Andrus Ansip sind die
EU-Staaten derzeit viel zu sehr auf die Rechenleistung von
Supercomputern angewiesen, die zum Beispiel in China und den USA stehen.
Ziel müsse es sein, diese Abhängigkeit so schnell wie möglich zu
beenden, sagte er zur Vorstellung seiner Pläne. Spätestens 2023 soll
einer der drei stärksten Supercomputer in Europa stehen.
In der aktuellen Liste der schnellsten Supercomputer ("Top 500") liefern
sich die USA und China ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Beide Staaten
platzierten jeweils 171 Systeme in der Liste. Den schnellsten Computer
der Welt betreibt China. Mit 93 Petaflops (Billiarden von Kalkulationen
in der Sekunde) arbeitet "Sunway" am nationalen Supercomputing Center im
chinesischen Wuxi und hält seine Verfolger damit deutlich auf Abstand.
Auch Platz zwei belegt China mit "Tianhe-2" (31 Petaflops). Als
schnellste Anlage der USA folgt "Titan" auf Platz drei (17 Petaflops).
Den schnellsten Supercomputer in der EU besitzt aktuell das United
Kingdom Meteorological Office. Er rangiert auf Platz 11 der Topliste.
Weitere Initiativen
Zusammen mit den Supercomputer-Plänen kündigte Ansip neue Initiativen in
Bereichen wie Cybersicherheit und Datenwirtschaft an. So will die
EU-Kommission zum Beispiel dafür sorgen, dass mit dem Internet
verbundene technische Geräte künftig besser vor Hackerangriffen
geschützt werden.
Die Zahl der vernetzten Gegenstände könnte Schätzungen zufolge bereits
2020 die 50-Milliarden-Marke erreichen. Von der ferngesteuerten Heizung
bis zum "intelligenten" Kühlschrank, der automatisch zur Neige gehende
Lebensmittel online nachbestellt – die Entwicklung in diesem Bereich
werde weiter rasant voranschreiten, heißt es in Brüssel. Deswegen
müssten auch in diesem Bereich Mindeststandards für die Sicherheit
entwickelt werden.
Datenweitergabe soll erleichtert werden
Zudem will die EU-Kommission die Weitergabe und die Nutzung von nicht
personenbezogenen Daten erleichtern, die zum Beispiel von öffentlichen
Transportunternehmen gesammelt werden. Dies könne die Entwicklung von
neuen Geschäftsideen fördern, sagte Ansip. Konkrete Pläne sollten im
Frühjahr 2018 präsentiert werden.
Der "Vienna Scientific Cluster" (VSC-3), Österreichs leistungsfähigster
Computer, rangiert übrigens auf Platz 246 der zuletzt im November 2016
herausgegebenen Liste. Der seit 2009 sukzessive ausgebaute
Hochleistungsrechner-Verbund wird von den Universität Wien, Graz,
Innsbruck und Klagenfurt, den Technischen Universitäten Wien und Graz,
der Universität für Bodenkultur und der Montanuniversität Leoben
betrieben. Die Liste der "Top 500" wird alle sechs Monate im Rahmen der
International Supercomputing Conference herausgegeben, die abwechselnd
in Deutschland und in den USA stattfindet. (APA, 10.05.2017)
Links
Ankündigung der EU-Kommission
Top 500 Supercomputer
http://derstandard.at/2000057328129/EU-Supercomputer-soll-Dominanz-von-China-und-USA-brechen
China 93 TFps im November 2016