40.000 Gülen-Anhänger identifiziert; Ankara fing verschlüsselte
Nachrichten ab
Kurz nach dem Putschversuch werden in der Türkei Zehntausende Menschen
verhaftet oder entlassen. Woher hat die Regierung all die Namen? Ein
Behördenvertreter sagt nun, dass schon lange Nachrichten von
Gülen-Anhängern abgefangen wurden.
Die Türkei hat nach Angaben eines Behördenvertreters schon lange vor dem
Putschversuch am 15. Juli verschlüsselte Nachrichten von Anhängern des
islamischen Predigers Fethullah Gülen abgefangen. Dadurch habe Ankara
die Namen von Zehntausenden Mitgliedern des Gülen-Netzwerks gehabt,
sagte der ranghohe Behördenvertreter, der anonym bleiben wollte.
Demnach begann der türkische Geheimdienst MIT bereits im Mai vergangenen
Jahres damit, über die Handy-App ByLock versendete Nachrichten zu
entschlüsseln. Darüber seien fast 40.000 Namen von Gülen-Anhängern,
darunter die von 600 Militärangehörigen, identifiziert worden. Eine
"große Anzahl" der auf diese Weise Identifizierten sei "direkt" in den
Putschversuch verwickelt gewesen, sagte der Behördenvertreter weiter.
Die türkische Regierung macht den im Exil in den USA lebenden
75-jährigen Gülen für den Putschversuch verantwortlich. Seit dem
versuchten Umsturz wurden in der Türkei mehr als 18.000 Menschen
festgenommen, zumeist, weil sie Gülen nahestehen sollen. Darunter sind
Soldaten und Polizisten, aber auch Beamte, Richter und Journalisten.
Etliche weitere Menschen wurden entlassen oder suspendiert. Der Prediger
Gülen bestreitet allerdings jede Verwicklung und hat den Putschversuch
scharf verurteilt. Das Vorgehen der Regierung auch gegen kritische
Medien und die Justiz stößt international auf Kritik.
Journalistin weist Vorwürfe zurück
Die festgenommene regierungskritische Journalistin Nazli Ilicak wies
derweil Verbindungen zu den Verantwortlichen für den Putschversuch
zurück. Dies berichtete die türkische Nachrichtenagentur DHA. Ilicak
sagte demnach der Staatsanwaltschaft, sie habe "keine Verbindung" zu den
Anhängern Gülens.
Ein Staatsanwalt hatte am Freitag Haftbefehle für 21 festgenommene
Journalisten beantragt, ein Gericht gab 17 der Anträge statt, darunter
auch für Ilicak. Dutzende weitere Mitarbeiter von Medien sind zur
Fahndung ausgeschrieben. Ilicak war Ende 2013 von der regierungsnahen
Zeitung "Sabah" entlassen worden, als sie im Rahmen von
Korruptionsermittlungen den Rücktritt mehrerer Minister der
Regierungspartei AKP forderte. Die Regierung hält die damaligen
Korruptionsermittlungen für ein Gülen-Komplott.
Quelle: n-tv.de , mli/AFP/dpa
http://www.n-tv.de/politik/Ankara-fing-verschluesselte-Nachrichten-ab-article18308656.html