Montag, 23. April 20122012-04-23 17:22:59
Cyberattacke auf den Iran Ölindustrie steht unter Beschuss
Erst bremst der Computervirus Stuxnet das iranische Atomprogramm aus.
Nun trifft ein Cyberangriff die Erdölindustrie des Landes. Das
zuständige Ministerium und der wichtigste Export-Terminal sind zunächst
nicht mehr mit dem Internet verbunden.
Ein Computervirus greift seit Sonntagabend die iranische Erdölindustrie
an. Nach Angaben der hiesigen Behörden gilt die Cyberattacke dem
wichtigsten Ölexport-Terminal des Landes. Die Webseiten der staatlichen
Ölgesellschaft und des Ölministeriums waren bis Montagabend nicht zu
erreichen. Ziel des Computervirus war es vermutlich, Daten auf
Festplatten und Servern zu löschen. Dies ist offenbar aber nur bedingt
gelückt.
"Der Computervirus konnte keine wichtigen Daten des Ölministeriums oder
der National Iranian Oil Company zerstören", versichterte Alireza
Nikzad, Sprecher des Ministeriums, der iranischen Nachrichtenagentur
Fars. Er räumte lediglich ein, dass weniger bedeutende Datenbestände,
von denen es Sicherungskopien gibt, gelöscht wurden. Darüber, ob
womöglich auch Hauptplatinen von Computeranlagen Schaden nahmen gibt es
widersprüchliche Berichte. Nach Angaben Nikzads musste der Iran die
Ölproduktion und den Öltransport trotz des Angriffs nicht aussetzen. Als
Vorsichtsmaßnahme koppelten Teheran die IT-Systeme des Terminals der
Insel Chark sowie anderer Öl-Standorte lediglich vom Internet ab.
Bisher hat Teheran für den Angriff noch niemanden verantwortlich
gemacht. Das Regime von Mahmud Ahmadinedschad hatte den USA und Israel
aber schon 2010 einen Cyberangriff auf das Atomprogramm mit Hilfe des
Computervirus "Stuxnet" vorgeworfen. Beweise lieferte Teheran indes
nicht.
Nach Angaben des Spiegel ist ein Vergleich von Stuxnet mit dem aktuellen
Virus aber auch kaum zulässig. Stuxnet sei viel komplexer gewesen und
sei viel zielgerichteter eingesetzt worden. Hinzu kommt, dass der Westen
und Iran derzeit mitten in einem entscheidenden Verhandlungsprozess
stecken. Im März begannen neue Gespräche über das Nuklearprogramm des
Landes. Sie sollen im Mai fortgesetzt werden.
Schon nach dem Cyberangriff mit dem Stuxnet-Wurm begann der Iran sich
verschärft gegen Internetattacken zu wappnen. Der Iran plant unter
anderem, ein nationales Abwehrzentrum gegen Internetattacken aufzubauen.
Bisherige Maßnahmen zeigen angesichts des jüngsten Angriffs aber
offenbar nur bedingt Wirkung.
Quelle: n-tv.de, ieh/rts