Europa vor dem Blackout: Lokaler Stromausfall oder zu wenig
Grundlast?
Europa vor dem Blackout: Lokaler Stromausfall oder zu wenig
Grundlast?
17:49 21.01.2021
Anfang Januar ist Europa nur knapp einem totalen Stromausfall
entkommen. Die Probleme im Netz begannen mit einem lokalen
Stromausfall in Rumänien. Zugleich herrschte aber auch
Blackout-Gefahr in Frankreich. Ist die Grundlast in Europa
gesichert?
2020 war das Jahr für treibhausgasarme Technologien. Erstmals wurden
weltweit über 500 Milliarden Euro in erneuerbare Energien,
elektrifizierten Verkehr, elektrische Wärme und andere verwandte
Bereiche investiert. Umso erstaunlicher ist es, dass Europa am 8.
Januar nur knapp einem großflächigen Stromausfall entkommen konnte.
Schnell zeigte eine Ursachenanalyse, dass ein regionaler
Stromausfall im Rumänischen Siebenbürgen, der die Netzfrequenz
gesenkt hatte, am Anfang des Prozesses stand. In der Folge gingen,
wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, Griechenland, Bulgarien,
Rumänien, Kroatien und die Türkei in einen „Inselbetrieb“, kappten
sich also vom gesamteuropäischen Netz ab. Deswegen wiederum hätten
in Frankreich und Italien Großverbraucher ihre Abnahme reduzieren
müssen, damit das Netz wieder stabilisiert werden kann.
Aber, wie die Plattform Telepolis berichtet, könnte auch ein anderer
Aspekt hineingespielt haben, und der liegt nicht im Südosten,
sondern im Westen, in Frankreich. Dort hatte am selben Tag der
Netzbetreiber zum Stromsparen aufgerufen, um einen Stromausfall im
Land zu verhindern. Das ist nichts Ungewöhnliches bei kalten
Temperaturen, denn im Land mit vielen Atomkraftwerken wird auch mit
Strom geheizt. Allerdings sind die dortigen AKWs teils schon in ein
hohes Alter gekommen, zwei mussten letztes Jahr abgeschaltet werden.
Kommt ein neuer Blackout?
In der Folge musste laut Telepolis der Verbrauch in Frankreich um
1300 und der in Italien um 1000 Megawatt gesenkt werden. Nach 63
Minuten konnte das europäische Netz stabilisiert und die Länder aus
Osteuropa wieder damit synchronisiert werden. Das Ereignis wird aber
ernst genommen, die Gesellschaft für Krisenvorsorge etwa (GfKV)
spricht nicht nur von der schwersten Störung seit über 14 Jahren,
sondern hält auch einen großflächigen Ausfall innerhalb der nächsten
fünf Jahre für „sehr wahrscheinlich“.
Luftfoto von Fabriken in der chinesischen Stadt Hancheng
(Archivbild) - SNA, 1920, 30.12.2020
EU konsumiert, China trägt Klimaschuld: Über 200 Millionen Tonnen
CO2 durch Importe
30 Dezember 2020, 15:31
Da in Frankreich weitere AKWs im Februar für Wartungsarbeiten
abgeschaltet werden, könnte sich die Lage weiter zuspitzen. Damit
werden der Grundlast weitere drei bis vier Gigawatt Leistung
entzogen. Sollte dann im Februar noch eine Kältewelle kommen, führt
kein Weg am Stromausfall in Frankreich vorbei. Zudem wird es
gefährlich, wenn aufgrund fehlenden Windes mit den davon abhängigen
Kraftwerken kein Ausgleich importiert werden kann. Es würde nicht
mehr reichen, Industriebetriebe vom Netz zu nehmen, sondern dann
trifft es ganze Gebiete.
Bis 2035 soll allerdings der französische Anteil von Atomkraft am
Strommix auf 50 Prozent gesenkt werden. Ob mit dem Zubau der
erneuerbaren Energie und vor allem Speichertechnologien die Lücke,
die schon da ist und sich nur noch dadurch erweitert, geschlossen
werden kann, steht in den Sternen, zumal auch der Transportsektor
immer weiter elektrifiziert wird und hier immer größere Mengen an
Energiebedarf anfallen werden.
https://snanews.de/20210121/blackout-europa-gefahr-617623.html