Google meldet den Durchbruch beim Quantencomputing. Doch eine
praktische Anwendung liegt noch in weiter Ferne.
Konkurrent IBM bezweifelt Googles «Quanten-Überlegenheit»
Veröffentlicht am 24.10.2019
Google ist nach eigenen Angaben ein
bedeutender Schritt bei der Entwicklung von Quantencomputern gelungen.
Mit Hilfe seines Prozessors Sycamore sei es möglich, eine Kalkulation in
200 Sekunden zu erledigen, für die der aktuell schnellste Supercomputer
10'000 Jahre benötigen würde.
Das schreiben die Forscher in einem am
Mittwoch veröffentlichten Bericht in dem Wissenschafts-Journal «Nature».
Damit sei die Demonstration der «Quantenüberlegenheit» erstmals
gelungen.
Schon seit Jahrzehnten suchen Wissenschaftler
nach neuen Wegen in der Computertechnik. Von Quantencomputern erhoffen
sie sich, dass bestimmte Rechenaufgaben um ein Vielfaches schneller als
mit klassischen Computern durchgeführt werden können.
Mehrere Zustände zur selben Zeit
Während bei einem binären Computer die
kleinsten Einheiten, Bits genannt, entweder den Zustand 0 oder 1
annehmen, folgen die «Qubits» des Quantencomputers den Gesetzen der
Quantenmechanik - sie können mehrere Zustände zur selben Zeit
darstellen.
Dieses Paradox gilt selbst in der
theoretischen Physik noch heute als Herausforderung. Google-Chef Sundar
Pichai zitiert in seinem Blog-Eintrag auch den US-amerikanischen
Physiker und Nobelpreisträger Richard Feynman: «Wenn man denkt, man
versteht die Quantenmechanik, versteht man die Quantenmechanik nicht.»
IBM bezweifelt Google-Rechnung
Pichai gibt sich angesichts des möglicherweise
erreichten Meilensteins bescheiden. Unterdessen spielt IBM den nun
erreichten Erfolg etwas herunter und sagt, in der Rechnung von Google
sei ein Fehler. Die gleiche Aufgabe sei mit einem klassischen System
bereits in 2,5 Tagen lösbar, heisst es in einem Blog-Beitrag des
Quantencomputer-Konkurrenten.
Vor rund vier Wochen war der Fachbeitrag der
Google-Forscher schon einmal aufgetaucht. Er war für kurze Zeit über die
Websites der amerikanischen Weltraumbehörde NASA verfügbar gewesen, kurz
darauf allerdings wieder verschwunden. Das hatte bereits für viel
Gesprächsstoff unter Wissenschaftlern gesorgt.
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Pichai erwartet keine baldige Anwendung
Letztlich dürfte Googles Durchbruch im
Quantencomputing für die alltägliche Nutzung von Computern kaum
berühren, auch weil die Maschinen wegen der erforderlichen tiefen
Temperaturen und Vakuumzustände nicht auf handliche Geräte verkleinert
werden können.
Für die Wissenschaftler sei es zwar ein «Hallo
Welt»-Moment, auf den sie gewartet hätten, schreibt Pichai. Aber
zwischen den Laborergebnissen und praktischen Anwendungen von morgen
liege noch ein langer Weg. «Es wird viele Jahre dauern, bis wir eine
breitere Palette von realen Anwendungen implementieren können.»
«In den ersten Monaten wurden wir völlig
überrannt»
Jaroslaw Kutylowski steht hinter dem boomenden
Digital-Translator DeepL. Ein Gespräch über Logik, Google – und wie
lange wir noch Sprachen büffeln. Mehr hier.
(sda/gku)
https://www.handelszeitung.ch/tech/konkurrent-ibm-bezweifelt-googles-quanten-uberlegenheit