Alexa, wir trauen dir nicht! Datenschützer lobt Bundestags-Gutachten
Im Namen vieler Nachrichtendienste, Hacker und andere
Individuen danken wir Ihnen für Ihre freiwilige Bereitstellung
der Informationen.
Aus der Sicht der Cyberspionage haben Sie 100 Punkte gewonnen.
Diesen Gewinn erzielten Sie nicht nur mit "Alexa sondern allen
funktiongleichen Systemen.
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Vor Alexa warnt jetzt sogar die
Bundesregierung. In einem Gutachten stellt der Wissenschaftliche Dienst
des Bundestags fest, dass besonders Kinder und unbeteiligte Dritte vom
Lauschangriff des Assistenten betroffen sein könnten. Weiterer
Kritikpunkt ist die intransparente Datennutzung. Datenschützer begrüßen
diesen Vorstoß.
Alexa hört mit, das haben Datenschützer in der
Vergangenheit schon öfters bemängelt und mehr Sicherheit und Transparenz
beim Umgang mit dem Sprachassistenten gefordert. In ihren Chor hat nun
auch die Bundesregierung eingestimmt. Nach einem Gutachten des
Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags gefährdet Alexa vor allem
Kinder und unbeteiligte Dritte. Aber auch die Intransparenz der
Datennutzung in der Zukunft sei ein Kritikpunkt.
Sicherheit im Netz: Union will Gesetze
verschärfen
Diese Feststellungen des Wissenschaftlichen
Dienst überraschen Georg Markus Kainz, den Vorsitzenden des
österreichischen Datenschutzvereins „quintessenz e.V.“, gar nicht: „Der
Bundestag hat im Grunde das wiederholt, was Datenschützer schon lange
sagen. Das Problem an Alexa ist, dass es irgendwo aufgestellt und
montiert ist und dass unbeteiligte Dritte davon nicht einmal wissen“,
stellt er im Gespräch mit Sputnik fest. Eigentlich bräuchte es eine
explizite Zustimmung, bevor Alexa die Daten aufnimmt und in die Cloud
überträgt.
Aber von Maßnahmen wie Filtern, die der
Hersteller in die Geräte installiert, hält Kainz wenig: „Das Thema
Filter ist, nachdem die Industrie bewiesen hat, dass sie sich nicht an
die Spielregeln hält, nicht der richtige Weg“, bemerkt er. Vielmehr
gelte es eine Art Warntafel vor Räumen anzubringen, in denen Alexa & Co.
laufen und lauschen – ähnlich wie bei Räumen, die videoüberwacht sind.
„Das Gleiche muss man machen, wenn die Stimme aufgezeichnet wird. Im
Zweifel müssen, wenn irgendwo ein Alexa-Gerät installiert wird, Leute,
die in den Aufnahmebereich dieses Gerätes kommen, vorab gewarnt werden:
‚Achtung, hier wird aufgenommen.‘ Wir können nicht garantieren, was mit
deinen Daten passiert“, findet der Datenschützer.
Bei Kindern und unbeteiligten Dritten hört
aber das Risiko laut Kainz nicht auf: „Das große Problem insgesamt von
Alexa ist, dass es ein Dienst ist, der latent im Hintergrund schläft und
wartet, bis er das Schlüsselwort bekommt. Und wir wissen bereits jetzt,
dass bei Alexa Wörter, die vorher und nachher gefallen sind, ausgewertet
wurden, um – wie es immer heißt – ‚den Dienst besser zu machen‘.“ Auf
diese Weise erhielten Sprachassistenten Einblicke in das Leben der
Nutzer, die diesen oft nicht genug bewusst sind. Den gesamten
Lebensablauf vom Aufstehen über Besuche bis hin zur Stimmungslage, über
die die Stimme Aufschluss gibt, können die Assistenten so mitbekommen.
Wofür die Daten eingesetzt werden, wer sie
kauft und mit welchen Instrumenten zu welchen Zwecken sie ausgewertet
werden, ist unbekannt. Künftige Analyseverfahren, etwa der Stimmmelodie,
könnten darüber hinaus Informationen über Nutzer zutage fördern, die
sich heute noch niemand vorstellen kann. Laut Unternehmen gehe es bei
der Datensammlung zwar nur um Suchprofile der Nutzer, um die Hilfe, die
der Assistent bieten soll, zu verbessern, aber: „Diese Firmen leben ja
davon, dass es Profiling gibt, dass es eine Analyse von Daten gibt“,
betont Kainz. Und es gebe viele Firmen da draußen, die eine Veränderung
im Leben interessieren könnte. „Im Zweifel gehe ich irgendwann einmal zu
einer Versicherung, möchte einen Vertrag abschließen und die
Versicherung hat bereits ein Profil von mir, nur weil ich unachtsam im
Umgang war, welche Daten ich in die Cloud freigegeben habe“, so Kainz.
© AFP 2019 / DPA / Bernd von Jutrczenka
„Deutschlandtrend“: Sorgen um Datensicherheit
– Union rutscht weiter ab
Ob die Firmen nicht eine Lösung für diese
Problemlage entwickeln können? Der Datenschützer hat seine Zweifel. Zwar
gebe es den Vorschlag, dass Firmen bekannt geben müssen, welche Gewinne
mit den Daten gemacht werden. Nach der Datenschutzgrundverordnung habe
außerdem jeder Nutzer das Recht zu wissen, wenn Daten an Dritte
weitergegeben werden. „Bei transparentem Vorgehen der Firmen würde das
Problem nicht mehr existieren“, lautet der Schluss des Vorsitzenden von
quintessenz e.V. Kann man aber jemandem Vertrauen, der bereits gezeigt
hat, dass er sich an die Spielregeln nicht hält? Vor diesem Hintergrund
findet Kainz die herkömmlichen Technologien zur Suche besser geeignet.
Da brauche es keinen Dritten, der es noch analysiere, um herauszufinden,
was man möchte.
Das Interview mit Georg Markus Kainz in voller
Länge:
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https://de.sputniknews.com/politik/20190709325410489-alexa-datenschuetzer-bundestags-gutachten/