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11.06.15 – 01:30 min MediathekZugriff auf alle PasswörterHacker kontrollieren
IT-Netzwerk des Bundestags
Freitag, 12. Juni 2015
Gehackte Bundestags-Rechner
Cyber-Angriff kam per E-Mail
Der Schaden ist gigantisch: Hacker attackieren das Bundestags-Netzwerk und haben
Administrationsrechte für die Infrastruktur. Die Ermittler wissen wohl auch, wie
es zu dem Angriff kam. Politiker sind alarmiert, das Parlament drohe, sich
"lächerlich zu machen".
Bei dem Cyberangriff auf den Bundestag ist die Schadsoftware einem Medienbericht
zufolge vermutlich durch E-Mails in das Netzwerk des Parlaments gelangt. Dessen
seien sich die Ermittler inzwischen sicher, berichtet die "Welt" unter Berufung
auf Sicherheitsbehörden vorab.
Die Hacker haben inzwischen Administratorenrechte.
Demnach gebe es konkrete Hinweise, wonach ein Link per E-Mail an mindestens zwei
Computer im Bundestag verschickt worden war. Der Link habe zu einer Website
geführt, die mit Schadsoftware präpariert gewesen sei. Dieses Programm soll sich
daraufhin unbemerkt installiert haben.
Führende Politiker zeigen sich besorgt über den Cyberangriff.
Das Anzapfen des
Bundestagsnetzwerks mache "das Bedrohungspotenzial solcher Attacken auf unser
Leben insgesamt deutlich", sagte Unionsfraktionschef Volker Kauder der "Neuen
Osnabrücker Zeitung".
Die "Datenabflüsse aus der zentralen Institution unserer Demokratie" seien mehr
als bedenklich, so Kauder weiter. Das nächste Mal könnten Cyberterroristen aber
noch ganz andere Taten begehen, warnte der Unionsfraktionschef. Daher müsse
geprüft werden, ob die Sicherheitsvorkehrungen auf diesem Gebiet ausreichten.
Kauder nahm den Vorfall zum Anlass, die Bedeutung der Geheimdienste
hervorzuheben.
Der grüne Netz-Politiker Konstantin von Notz sagte im ZDF, die Hacker hätten
sich "sehr weitgehende Zugriffsmöglichkeiten" verschafft und diese ließen sich
"eben nicht immer durch Datenabflüsse messen". Die Bundesregierung habe die
Problematik in den vergangenen Jahren "verschnarcht".
Ähnlich äußerte sich FDP-Vize Wolfgang Kubicki. Er nannte die Cyberattacke ein
"Armutszeugnis" für Deutschland. "Der Bundestag scheint noch nicht richtig in
der Digitalen Welt angekommen zu sein", sagte Kubicki der "Passauer Neuen
Presse". Das Parlament drohe "sich hier lächerlich zu machen". Der
CSU-Innenexperte Hans-Peter Uhl gestand in der "Bild"-Zeitung ein: "Wir sind aus
einer gewissen digitalen Sorglosigkeit aufgewacht und müssen unsere
Kommunikationsinfrastruktur künftig besser schützen."
Bundestagskommission weiß schon länger Bescheid
Die zuständige Bundestagskommission ist offenbar bereits seit drei Wochen über
das Ausmaß des Hackerangriffs auf das Computernetz des Parlaments informiert
worden. ( ca. 22-05-2915 Einfügung ) Dies ergibt sich aus dem Protokoll einer Sitzung der
Bundestagskommission für Informations- und Kommunikationstechniken
(IuK-Kommission) vom 21. Mai 2015, wie die "Berliner Zeitung" berichtet.
Darin werde der Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der
Informationstechnik (BSI), Michael Hange, mit den Worten zitiert, "die
Auswertungen hätten bislang ergeben, dass es dem Angreifer gelungen sei,
Administrationsrechte für die gesamte Infrastruktur zu erhalten." Daher sei "von
einer breiten Kompromittierung der Netzinfrastruktur mit höchstmöglichen Rechten
auszugehen", hieß es dem Bericht zufolge weiter.
Schutzmaßnahmen griffen "nur
noch eingeschränkt".
Hacker übernehmen zentralen Verzeichnisdienst
Die Untersuchungen hätten zudem erbracht, "dass insbesondere der zentrale
Verzeichnisdienst übernommen worden" sei, zitierte die Zeitung aus dem
Protokoll. Somit habe der Angreifer prinzipiell Zugriff auf alle Zugangsdaten
der Fraktionen, Abgeordneten und Bundestagsmitarbeiter, die von diesem
Verzeichnisdienst erfasst seien. Habe sich der Angreifer im Netz schließlich
festgesetzt, könne er sich offen bewegen, weil er dann wisse, dass er
höchstwahrscheinlich nicht entdeckt werden könne."
Schon damals zog Hange laut "Berliner Zeitung" einen Totalschaden in Betracht.
So habe er laut Protokoll ausgeführt, "es seien weitere Analysen notwendig, um
zu entscheiden, ob durch Neuinstallation einzelner betroffener Systeme, von
Teilen der Infrastruktur oder des Gesamtnetzes eine wirksame Bereinigung des
Gesamtsystems erreicht werden könne".
Dem BSI-Präsidenten zufolge seien Mitarbeiter des Bundestages
am 8. Mai auf
Unregelmäßigkeiten gestoßen, schrieb die Zeitung. Das Bundesamt für
Verfassungsschutz habe dann am 12. Mai darauf aufmerksam gemacht, dass es sich
um einen weitreichenden Angriff handele. Hange habe laut Protokoll deutlich
gemacht, dass das BSI selbst nie die Öffentlichkeit informiere, auch weil
dadurch "der Angreifer gewarnt werde", sondern dies den jeweils Betroffenen
überlasse.
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Bundestagspräsident Norbert Lammert hatte am Donnerstag zu dem Cyberangriff auf
den Bundestag erklärt, in den vergangenen zwei Wochen habe es keine
"Datenabflüsse" mehr gegeben. Dies bedeute aber nicht, dass der Angriff
"endgültig abgewehrt und beendet" sei. Der CDU-Politiker erläuterte, bisherige
Auswertungsergebnisse legten nahe, dass das IT-System des Bundestags "mindestens
in Teilen" erneuert werden müsse.
Die Urheber der hochprofessionellen Attacke sind unbekannt.
Medienberichten
zufolge soll es Indizien dafür geben, dass ein Nachrichtendienst aus Osteuropa
dahinter steckt, etwas der russische Auslandsnachrichtendienst SWR. Abgeordnete
verschiedener Parteien kritisierten in der Angelegenheit eine mangelhafte
Information durch die Bundestagsverwaltung.
Quelle: n-tv.de , ghö/dpa/rts
http://www.n-tv.de/politik/Cyber-Angriff-kam-per-E-Mail-article15285896htmll